Dies ist der 1499ste Beitrag auf StyleSpion.de. Ich vermute, dass mindestens 1000 davon Links zu anderen Websites enthalten, wahrscheinlich sind es noch mehr. Ja, ganz im Gegensatz zu den traditionellen Medien sind wir Blogbetreiber regelrecht irre, wir schicken unsere Leser ständig weg. Wir zeigen ihnen, dass das Internet groß ist, dass da draußen so viel Gutes ist, und wir machen damit Werbung für die vielen Angebote.

So habe ich früher Musik gekauft

Früher las ich eine Menge Musikzeitschriften (eigentlich mache ich das auch heute noch). Diese Musikzeitschriften waren mein Tor zu der Flut an Albumveröffentlichungen. Ich habe mir oft auf einem kleinen Zettel die Namen der Bands und Alben notiert, die mein Interesse geweckt haben. Bei der nächsten Möglichkeit stand ich im Plattenladen mit der Hoffnung, dass ich dort die Möglichkeit finde, in die notierten Alben hineinhören zu können. Wenn alles gut lief, nahm ich eine Platte, später eine CD mit nach Hause. Dass zwischen diesen Schritten eine Menge Schwund ist, erklärt sich von selbst.

So kaufe ich heute Musik

Heute interessieren mich die Magazine meistens nur wegen der Interviews. Alle Informationen über Albumveröffentlichungen ziehe ich aus Blogs. Das Coole daran: mein Vertrauen, dass die Autoren der Blogs eine ehrliche Kritik schreiben, ist weitaus höher als damals bei den Magazinen, bei denen auch gerne eine Anzeige direkt neben der Besprechung gebucht war – was die Objektivität erstmal etwas ins Schwanken bringt. Hinzu kommt, dass wir hier im Netz die Möglichkeit haben, auf zur Verfügung gestellte MP3s der Künstler zu verlinken. Oder wir binden gleich ein Video der Künstler ein. Noch während ich dabei bin, etwas über das Album zu lesen, läuft nicht selten der eingebettete Sound. Besser, schneller und verlustfreier kann aus Sicht der Künstler wohl kaum für sie geworben werden. Habe ich erwähnt, dass ich mit wenigen Klicks in der Lage bin, das Album entweder gleich Digital oder als Tonträger zu erwerben?

Gute Zeiten, sowohl für Künstler als auch Musikliebhaber, nicht wahr?

Dumm nur, dass zwischen denen, die die tolle Musik machen, und denen, die die tolle Musik hören wollen, teilweise eigenartige Menschen geschaltet sind. Da gibt es zum Beispiel Labels, Major-Labels um genau zu sein, die der Meinung sind, dass ein Link zu einer Datei, die in einem Land legal zum Download angeboten wird, in einem anderen Land ein Rechtsbruch ist. Nun könnte man meinen, Musik ist Musik, Download ist Download. Das wäre aber zu einfach. Und so wird WhiteTapes.de – mein liebstes Musikblog in Deutschland – abgemahnt, weil sie auf ein Angebot verlinkt(!) haben, das in einem anderen Land gehostet wird.

Die Faust ins Gesicht, statt einem “Danke”

Ich will jetzt gar nicht auf die Rechtsfrage eingehen. Aber man muss sich das mal vorstellen: Da sitzen zwei Leute in ihrer Freizeit da, schreiben unzählige Artikel über Alben, sagen ihren Lesern “Kauft das, ist gut”, und diejenigen, die die Erträge kassieren, treten ihnen per Anwalt in den Arsch, inklusive Rechnung.

Abmahnungen in Serie

Die letzte Woche war aber nicht nur eine traurige wegen der Post, die WhiteTapes.de erhielten. Eine ganze Reihe Musiblogs wurde abgemahnt, weil sie auf ein Mixtape, das einen Song von Curse enthielt, verlinkt haben. Dieses Tape erscheint seit Jahren zum Splash Festival, und soll einen Überblick über die dort auftretenden Künstler geben. Ein Soundtrack zum Festival also, bei dem die Besucher ordentlich Geld lassen, von dem die Labels wohl nicht genug abbekommen haben. Wie schon erwähnt, wurden hier gleich mehrere Blogs abgemahnt, MTV, die ebenfalls auf diesen Mix verlinkt haben, wurden wohl davon verschont. Der Beitrag mit besagtem Link wurde inzwischen gelöscht, Google hat ihn aber noch im Cache. Dieser Screenshot oben zeigt übrigens eine von mehreren Antworten auf Twitter, die der Mindener Rapper für die Leute hatte, die sich zurecht wunderten.

Nun darf ich mich wohl fragen, wann in meinem Briefkasten der erste Brief einer Kanzlei eintrifft, denn Links zu MP3s (selbstverständlich nur zu legalen Angeboten) gibt es auch hier zuhauf. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir es hier mit dem letzten Aufbäumen einer Branche zu tun haben, die in naher Zukunft nur noch in Sätzen mit dem Wörtchen “damals” vorkommen wird.

Welche Konsequenzen die Geschehnisse der letzten Woche auf die Musikbeiträge hier, speziell auf Vorstellungen von Künstlern, die bei den besagten Majors unter Vertrag sind, haben wird, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden.

Ich hielt die Diskussion Major-Label vs Indie-Labels immer für Quatsch. Das kann ich inzwischen nicht mehr behaupten. Schade.

Über den Autor

Kai Müller {stylespion.de}

Herausgeber StyleSpion.de. Steht auf schöne Sachen, twittert, liebt Musik und die Fotografie.

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